Exkurs zu Jugend

Die Adoleszenz ist die Zeit des Umbruchs und des Aufbruchs.

Jugend

Zwischen 12 und 18 Jahren findet eine sehr intensive Entwicklung auf physischer, auf psychischer, auf sozialer und auf seelischer Ebene statt. Jugendliche suchen ihre eigene Position in der Gruppe/Gesellschaft, möchten dazu gehören und entwickeln ihr ganz eigenes Empfinden von Gerechtigkeit und Freundschaft weiter. Ihre persönliche Integrität wird während der Adoleszenz fortwährend weiter geformt.

Physische Ebene

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Während sich der Körper sehr stark und schubweise vom Mädchen/Buben hin zur/zum Frau/Mann entwickelt, sehen sich Jugendliche dauernd herausgefordert, ihren Körper, ihre Kraft, ihre Schönheit mit anderen zu vergleichen, zu messen und sich an die neuen Begebenheiten zu gewöhnen. Zweifel, Unschlüssigkeiten und heftige Gemütsbewegungen sind oft charakteristisch fürs Jugendalter.

Uns ist es wichtig, grad in dieser Phase den Jugendlichen natürliche Vorbilder zu sein, wo Kraft nicht das Einzige ist, was zählt bei den Jungs, wo Schönheit nicht ausschliesslich aus der Modell-und Werbungs-Szene heraus definiert wird.  Wir möchten unsere Schüler/innen in ihrer Einzigartigkeit des Seins und des Aussehens bestärken, ihnen Vertrauen in ihren eigenen Körper vermitteln, sodass sie die Stärken geniessen können und mit den Schwächen in Freundschaft gehen.

Emotionale Ebene

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Auf emotionaler Ebene bieten wir den Jugendlichen so weit als möglich authentisches Verhalten als Vorbild. Es ist uns wichtig, dass Gefühle und Emotionen ausgedrückt werden dürfen. Wir begleiten die Jugendlichen erst einmal darin, ihren psychischen Körper überhaupt wahr zu nehmen, um in einem zweiten Schritt ihre Emotionen von ihren Gefühlen unterscheiden zu lernen. In der sensiblen Phase eines Jugendlichen finden unzählige innere Konflikte und Findungsprozesse statt, denen wir Gehör verschaffen möchten. Ziel ist, dass die Schüler/innen lernen können, wichtige Anliegen in Verbindung mit ihren Gefühlen Wut, Trauer, Angst und Freude den jeweiligen Situationen angemessen auszudrücken. Sodass sie sich innerlich nicht abspalten müssen. Wir möchten ihnen nach Möglichkeiten ein starkes, gleichzeitig aber auch sensibles und vor allem reflektiertes Gegenüber sein.

Soziale Ebene

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Jugendliche möchten sich selbst und die Anderen entdecken und das Zusammenleben in der Gemeinschaft erfahren. Im Lehrplan Volksschule Thurgau werden soziale Kompetenzen, das heisst Kooperationsfähigkeit, Konfliktfähigkeit und Umgang mit Vielfalt als eine der drei überfachlichen Kompetenzen aufgeführt. Treffend wird auch darauf hingewiesen, dass gerade diese Kompetenzen zu einem grossen Teil vom familiären und weiteren Umfeld, sowie gesellschaftlichen Vorgaben geprägt wird. Durch Lesenächte und Schuel unterwägs Projekte nehmen wir die Jugendlichen aus ihrem gewohnten Umfeld heraus und bereiten ihnen ganz neue Möglichkeiten, ihre Individualität im sozialen Umgang mit der Gruppe möglichst frei von bisherigen Erfahrungen und Vorurteilen weiter zu entwickeln. Begegnungen und Interaktionen unter den Jugendlichen, wie auch zwischen Jugendlichen und Erwachsenen werden im Alltag gelebt, beobachtet und reflektiert. Durch das Zusammenleben Tag und Nacht bieten wir eine riesige praktische Lernplattform im sozialen Bereich, welche sich weitgehend von den so oft genutzten sozialen Plattformen auf dem Netz unterscheidet. Auch in einem bewussten Miteinander in einer Gruppe entstehen Konflikte auf verschiedenen Ebenen. Wir möchten Konflikte weder unterdrücken noch ignorieren. Durch bewusstes Hinschauen und altersentsprechender, gewaltfreier Kommunikation fördern wir alternative Verhaltensstrategien der Kinder untereinander, sowie zwischen Kindern und Erwachsenen.

Entwicklung des Selbst

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Jugendliche setzen sich je länger je intensiver mit sich selbst und dem Sinn des Lebens auseinander. Wir sind überzeugt, dass Kinder durch ihre Umgebung, ihre Lebensumstände und ihre Bezugspersonen während des Aufwachsens stark geprägt werden, dass jedes Kind aber auch seine ganz eigene seelische Geschichte mitbringt und weiter entwickelt. Unzählige Bücher wurden über dieses Thema geschrieben. Einige Wissenschaften beschäftigen sich mit den komplexen Zusammenhängen unerklärlicher Reaktionen und Wechselwirkungen des Individuums in der Gesellschaft. Gerade im Jugendalter kommt es oft vor, dass sich ein Teenager aus unerklärlichen Gründen «unangemessen» verhält. Dies ist typisch für diese Lebensphase und kann verschiedene Ursprünge haben. Unter anderem können es Verhaltensweisen aus seiner Familiengeschichte heraus sein oder das Aufleben längst vergangener Ereignisse, die retraumatisierend wirken. Wir sind uns dieser speziellen Entwicklungsphase bewusst, möchten wach und aufmerksam sein mit diesen innerlichen Vorgängen und sensibel damit umgehen, was auch heissen kann, dass wir den einzelnen Schüler/innen in denselben Situationen ganz anders begegnen.

Unsere Schule soll ein möglichst bewusstes Umfeld für all diese wichtigen Ebenen und Phasen des Jugendalters mit einschliessen und soll den Jugendlichen Raum für ihre Wünsche nach Unabhängigkeit, wie auch Zugehörigkeit und Beschütztsein, nach persönlicher Würde und nach Integrität bieten. Wir möchten den Jugendlichen durch Spiegel und Feedback ihr Bewusstsein für die sensiblen Vorgänge während der Adoleszenz erweitern, den Zusammenhang zwischen ihren persönlichen Überzeugungen, Massstäben und Wertvorstellungen in ihrem Verhalten aufzeigen und sie in der Findung ihrer ganz eigenen Persönlichkeit und Selbstverantwortung bekräftigen.

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