Schuel unterwägs

„Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen!“, Johann Wolfgang von Goethe Auf der Seite der Schule Thurgau1 steht es treffend: Spätestens seit Pestalozzi wissen wir, dass Bildung neben dem Geist auch unsere Sinne ansprechen soll. Kinder und Jugendliche empfinden das Lernen als besonders sinnvoll und lebensbedeutsam, wenn sie das in der Schule Gelernte auch in realen Situationen  erfahren und anwenden können. Erkenntnisse aus der Neuropädagogik belegen ausserdem, was wir lange schon geahnt haben: Am besten lernen wir dann, wenn positive Gefühle geweckt werden. In Bereichen der Arbeitswelt, der Kultur, Kunst und Geschichte oder in der Natur stellen ausserschulische Partner Lernräume zur Verfügung, die viel Interessantes und neue Zusammenhänge bieten, ein ganzheitliches Lernen mit Kopf, Herz und Hand ermöglichen und aussergewöhnliche Erlebnisse versprechen.

 

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Rund zweimal im Jahr gehen wir für eine Woche hinaus in die Welt, um unseren Horizont zu erweitern und ausserschulische Lernfelder zu betreten. Sei das nun, um eine Woche auf einer Alp oder auf dem Bauernhof mit zu arbeiten, eine Schneesportwoche in den Bergen zu geniessen, im Bergwald mit zu forsten, die Kantonsgrenze abzulaufen, in der freien Natur im Zelt zu leben, den Bodensee mit dem Fahrrad zu umrunden, mit dem Kanu von Dorf zu Dorf zu rudern, eine Wanderung quer durch den Jura oder die Schweiz zu vollbringen, in einer französisch sprechenden Familie zu leben, in einem abgelegenen französischen Fischerdorf den Alltag zu meistern, in einem landwirtschaftlichen Betrieb mitzuarbeiten, oder einfach eine Weile lang ohne Ablenkung durch die Zivilisation in der Natur zu verbringen…

 

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Wir möchten die Welt aus einem anderen Winkel erleben, uns aus unserer Komfortzone begeben und das Leben von anderen Menschen auf diesem Planeten ergründen und nachempfinden. Wir lernen Fremdsprachen (vor allem Französisch, evtl. später auch Englisch) im Alltag vor Ort (vorerst Romandie) und wir lernen, uns auch mit wenig Sprachkenntnissen zurecht zu finden. Wir lernen andere Kulturen und Lebensweisen kennen und sie zu respektieren; wir erleben vielleicht sogar andere Klimazonen (z.B. Süditalien, Norddeutschland) hautnah in all ihren Facetten und Folgen für Natur und Mensch, anstatt sie bloss auf Bildern auswendig zu lernen. Eine ideale und sehr umfassende Lernlandschaft, eine einmalige Möglichkeit, die im Klassenraum nicht nachgestellt werden kann. Schuel unterwägs fordert auf vielen Ebenen heraus; für eine bestimmte Zeit bilden wir eine Gemeinschaft, welche sich fortwährend unter fremden Rahmenbedingungen neu organisieren und funktionieren muss. So fördern wir unter anderem soziales Lernen, Akzeptanz und globales Verstehen von komplexen Zusammenhängen. Umso intensiver werden dadurch auch wichtige Lebenskompetenzen aufgebaut. Die Kinder lernen unweigerlich ihre ganz persönlichen Grenzen kennen, sowie Kompromisse einzugehen.

Anbei nur als Beispiel einige, wie sie auch im Lehrplan Volksschule Thurgau als überfachliche personale und soziale Kompetenzen aufgeführt werden:

 

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Selbstständigkeit: Die Schüler/innen… … können sich in neuen, ungewohnten Situationen zurecht finden … können Herausforderungen annehmen und konstruktiv damit umgehen … können Strategien einsetzen, um eine Aufgabe auch bei Widerständen und Hindernissen zu Ende zu führen

Kooperationsfähigkeit: Die Schüler/innen… … können je nach Situation eigene Interessen zu Gunsten der Zielerreichung in der Gruppe zurück stellen oder durchsetzen

 

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Konfliktfähigkeit: Die Schüler/innen… … können sich in die Lage einer anderen Person versetzen und sich darüber klar werden, was diese Person denkt und fühlt … können Konfliktsituationen, die sich nicht lösen lassen, aushalten und nach neuen Konfliktlösungsmöglichkeiten suchen; wenn nötig holen sie bei Drittpersonen Unterstützung

Umgang mit Vielfalt: Die Schüler/innen… … können Menschen in ihrem Anderssein wahrnehmen und akzeptieren … können respektvoll mit Menschen umgehen, die unterschiedliche Lernvoraussetzungen mitbringen beziehungsweise die sich in Geschlecht, Hautfarbe, Sprache, Kultur, Religion und Lebensweise unterscheiden … können Diskriminierung erkennen und nehmen diese nicht passiv hin

 

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Dieses Schuel unterwägs- Gefäss bauen wir langsam auf mit der Klasse. Als erste Herausforderung führen wir Lesenächte im Schulhaus durch. So können die Schüler/innen sich regelmässig in einem sehr sicheren Rahmen für eine Nacht ausserhalb ihres Elternhauses erleben. Die ersten „Projektwochen“ werden auf dem Gelände Glarisegg (Schulhaus, Zelt) stattfinden- auch da wieder die Möglichkeit, nach Reife und Wohlsein eine, zwei oder sogar drei Nächte auswärts zu schlafen. Je nach Klasse erweitern wir unsere Projekte nach und nach auf die Schweiz aus- immer den Schüler/innen angepasst. Reisen ins nahe Ausland sind frühestens ab dem zweiten oder dritten Betriebsjahr geplant und werden nur mit geübten, älteren und dafür reifen Schüler/innen durchgeführt. Für alle anderen wird der Schulbetrieb vor Ort weiter geführt.

 

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