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Pressebericht vom Vortrag von Daniel Hess

Vier freie Privatschulen aus der Ostschweiz haben Daniel Hess aus Luzern eingeladen, über sein Buch und seine Visionen für einen grundlegenden Wandel in der Volksschule zu referieren. Vortrag vom 4. März in der Militärkantine in St. Gallen.

Pressetext:
Potential durch Beziehung entfalten

Die Militärkantine in St.Gallen ist bis auf den letzten Platz besetzt. Über hundert Interessierte wollen ihn hören: Daniel Hess, Initiator der „Glücksschule“, spricht in eineinhalb Stunden darüber, wie öffentliche Schule sein sollte und was sie nicht ist. Das heutige Schulsystem stelle vor allem das Trennende in den Vordergrund. Aber: „Für Kinder gibt es keine Trennung, sie leben im Hier und Jetzt. Ich glaube daran, dass Verbundenheit das tiefste Glück bedeutet“, erklärt Hess. Alles Leben bestehe aus Systemen, die miteinander in Beziehung stehen. So ist auch Lernen Beziehung – Beziehung zum Thema, Beziehung zum Umfeld. „Selbst die Neuronen treten miteinander in Beziehung, wenn sie durch das Lernen im Gehirn neue Verbindungen eingehen.“

Auf die Kraft der Beziehung vertrauen
Es gehe darum, Kinder durch echte und vertrauensvolle Beziehungen zu fördern und sie in ihren natürlichen Lernprozessen zu begleiten anstatt sie entweder durch Machtanwendung zu braven, ängstlichen und angepassten Schülern zu erziehen oder durch eine Laissez-faire-Haltung zu verwöhnten und verantwortungslosen Menschen zu machen. Auf die Kraft der Beziehung vertrauen könne man, indem man dem Kind aktiv zuhört und ehrlich mit ihm kommuniziert, statt Macht anwendet. Letzteres präge noch immer den Alltag in vielen Schulen. „Mehr als die Hälfte der Schüler in den öffentlichen Schulen lernt sich als Versager zu fühlen. Das sind nämlich die, die unter dem Durchschnitt liegen. Da stellt sich die Frage, ob wir uns als Gesellschaft das leisten können?“ Glück ist nach Hess Auffassung in gesunden Beziehungen und nicht im Aussen, wie etwa der Definition über Leistung und materiellen Erfolg, zu finden. „Wir identifizieren uns ständig mit trennenden Gedanken, statt das Trennende zu erforschen.“

Kinder wollen selbstbestimmt lernen
Daniel Hess plädiert für ein selbstbestimmtes und lebensnahes Lernen.
„Kinder sind von Natur aus offen, neugierig und entdeckungsfreudig. Sie lernen Dinge ganz von selber, weil sie lernen wollen.“ Kinder möchten möglichst selbständig und selbstbestimmt sein, sie sind aber auch Beziehungswesen. Je mehr sie sich geliebt, angenommen, wertgeschätzt und unterstützt fühlen, desto mehr können sie ihr riesiges Potential entfalten. Bei seinem Entwurf einer „Glücksschule“ sollen Machtanwendung und Fremdbestimmung durch echte Beziehungen zum Kind ersetzt werden, die auf Kommunikation, Achtsamkeit und Respekt aufbauen.

Grundlegender Wandel an öffentlichen Schulen
Die „Glücksschule“ sei ein Ansatz, aber auch eine Bewegung, die stetig wachse. „Es gibt hier ein grosses Bedürfnis und einen starken Leidensdruck bei vielen Eltern.“ Der Verein IG Glücksschule setzt sich für einen grundlegenden Wandel an öffentlichen Schulen ein. Nicht weitere Privatschulen zu schaffen ist das Ziel, sondern Eltern, Lehrpersonen und Lernenden zu ermöglichen, die passende Schulform nach ihren eigenen Bedürfnissen zu wählen. Konkret gehe es um die Integration der „Glücksschule“ in die öffentliche Schule. Realisieren möchte der Verein dieses Ziel durch ein Pilotprojekt parallel zum bestehenden System.

Weitere Informationen zum Projekt, dem Verein, Vorträge, Links oder zum Mitmachen findet man unter www.gluecksschule.ch

Arne Goebel, 5.3.2016

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